Die ursprüngich aus Nordamerika stammende Robinie – Scheinakazie- gehört heute zu den meistgepflanzten Bäumen weltweit. In Deutschland wurden die ersten Robinien 1670 gepflanzt, und zwar zwei Exemplare im barocken Lustgarten des Berliner Stadtschlosses.
Auffällig sind ihre zarten Fiederblätter, ihre grobe, tief gefurchte Borke, ihre hängenden weißen und süßlich duftenden Blütentrauben und ihre nicht selten bizarr verzweigte Krone.
Wie viele Pflanzen in der Familie der Hülsenfrüchtler enthält auch die Robinie toxische Lektine. Für uns Menschen sind besonders die Rinde, aber auch die reifen Samen und Blätter giftig. Für Rehe, Ziegen, Rinder und andere Wiederkäuer dagegen sind die eiweißreichen Blätter eine sehr bekömmliche Delikatesse. Allein die Blüten der Robinien sind nicht giftig. Bienen produzieren einen hellen, klaren, milden und dank des hohen Fruktosegehalts über Jahre nicht kristallisierenden Honig.
Am Ende des 18. Jahrhunderts begannen in Mitteleuropa – vor allem, um einen akuten Brennholzmangel abzuwenden – die großen Aufforstungen der durch jahrhundertelange Übernutzung heruntergewirtschafteten und verödeten Waldflächen. Zu dieser Zeit waren bereits auch die ungewöhnlichen, aber überaus wertvollen Eigenschaften der Robinie erkannt worden:
Sie kommt auch auf extrem kargen Böden und sogar auf Dünen zurecht. Diese ungewöhnliche Fähigkeit beruht auf der Symbiose mit Rhizobien – Bakterien, die in Knöllchen an ihrer Wurzel leben und Luftstickstoff fixieren können.
Die Robinie beeindruckt auch durch ihr ungewöhnlich schnelles Wachstum in den ersten zwei, drei Lebensjahrzehnten, durch die erstaunliche Härte ihres Holzes und dessen spitzenmäßigen Brennwert, der sogar den der besten heimischen Hölzer, der Hainbuchen- und Eichenhölzer, übertrifft.
Ein besonderes Beispiel ihrer Ausbreitung sind die zum Teil flächig mit Robinien bestandenen Berliner kriegsbedingten Trümmerschuttflächen und Nachkriegsbrachen wie die stillgelegten Gleisanlagen.
Indianer stellten aus dem sehr zähen und elastischen Holz ihre Bögen her. In Europa wurde diese Eigenschaft für Grubenholz genutzt, das sich erst deutlich verformt und knarrt, ehe es bricht, und so neben seiner Stützfunktion auch vor drohenden Stolleneinbrüchen warnen konnte.
Sehr früh wurde auch die besondere Härte und aussergewöhnliche Witterungsbeständigkeit des Robinienholzes erkannt. Kein anderes Holz aus Europa ist über Jahrzehnte ohne jegliche Imprägnierung derart resistent. Zunächst wurde diese Eigenschaft für Rebstöcke, Zaun- und Weidepfähle genutzt. Heute wird es auch im Wasser-, Boots-und Brückenbau sowie für Lärmschutzwände eingesetzt.
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